Große Aufmerksamkeit erlangte das Rätselbild von Sebastian Wiegeleben vom 4. Oktober 2019 auf der fb-Seite "Wir Forst (Lausitz)"
Der Ausschnitt zeigte die Theke vom Kiosk am Wasserturm mit dem letzten Betreiber Klaus Höchsmann.
Er übernahm die Leitung des Kiosks 1989. Im Jahr 1991 kaufte er das Objekt und machte sich selbständig. Nach anfänglich sehr guten Jahren wurde es durch die Schließung vieler Forster Betriebe, der Abwanderung der Jugend und Erweiterungen der Öffnungszeiten der Großmärkte immer schwerer. 2005 musste er leider verkaufen und das Geschäft schließen. Klaus Höchsmann ist übrigens selbst erst 1982 nach Forst gekommen und habt dann hier seine Heimat gefunden. Den Wasserturmkiosk selbst gab es übrigens bereits schon vor dem 2. Weltkrieg, hier war es das Lebensmittelgeschäft des Händlers Oswald Kaiser. Dieser verstarb aber im Jahr 1943. Zu DDR-Zeiten diente es als wohl erst als HO-Verkaufsstelle und Später als Konsum Früh- und Spätverkaufsstelle und nannte sich „Kiosk am Wasserturm“. Das bekannteste Gericht war natürlich die Currywurst. Zum Rezept sagte Klaus Höchsmann: „Meine Mutter hat das in der DDR lange gemacht und ich habe es nach der Wende bisschen verfeinert, weil man ja mehr hatte.“
Und hier noch ein paar Erinnerungsbilder vom Kiosk, der sich in der Spremberger Straße/Karl-Marx Straße Ecke Teichstraße befand.
Der Letzte Betreiber des Kiosk am Wasserturm, Klaus Höchsmann veröffentlichte zum o.g. Thema noch diese Zeilen:
In der Gruppe "Wir lieben Forst" gab es eine Rätselfrage zum Wasserturmkiosk, wo viele Erinnerungen wach wurden. Auch ich habe meinen Teil dazu beigetragen: In der DDR gab es mit dem EVP (Einzelhandelsverbrauchspreis) eine Preisbindung. Die Waren im Kiosk waren also nicht teurer als in norrmalen Lebensmittelläden. Es gab außer den Spätverkaufsstellen, die bis 20:00 Uhr (schätze ich mal) offen waren, keine weiteren Möglichkeiten außerhalb der normalen Öffnungszeiten einzukaufen. Wer also etwas vergessen hatte, rannte zum Kiosk. Am Wochenende endete die Schlange nie und man musste sich schon durchsetzen, wenn man schließen wollte. In der Woche war die Bockwurst im Naturdarm der Renner. Die Brigaden aus den Betrieben schickten regelmäßig jemanden, der für alle Bockwurst holte. Diese Bockwurst war rationiert, weil es zuwenig Därme gab. "Bockwurst leider ausverkauft" hieß es dann oft. Ich hab dann mit Schäldarm-Bockwurst und Buletten angefangen und dann das Speisenangebot erweitert. Im Kiosk arbeiteten zu DDR Zeiten vorher immer mehrere Frauen als Kollektiv, weil es keine Ruhetage gab. 1989 wolte die dann nicht mehr am Wochenende arbeiten oder feste Ruhetage haben. Der Konsum hätte ein Zugpferd verloren und es hätte wegen der Versorgung Ärger gegeben. Da kam meine Bewerbung gerade recht und Anfang September übernahm ich den Kiosk allein. Ich kam manchmal nicht dazu, die Waren auszupacken und habe gleich aus dem Karton verkauft. Ab 1. Januar 1990 kam dann meine damalige Ehefrau dazu. Ich hatte dann in den Jahren als längste Hilfe Frau Schneider aus Keune als Pauschalkraft. Auch meine Töchter Katja, Nancy und Julia haben mir regelmäßig geholfen und damit ihr Taschengeld aufgebessert. Vor mir war Frau Tabor Verkaufsstellenleiterin, wie das hieß. Davor war es lange Jahre Frau Buttermann, die auch stadtbekannt war. Sie kam öfter zu mir, um auf Konsum-Kosten zu telefonieren. Ich habe es ihr gestattet, denn das hatte sie sich mit ihrer Lebensleisung verdient. Ich habe es immerhin bis zur Schließung 2005 auf 16 Jahre Kiosk gebracht. Der letzte Verkauf war am 1.Mai 2005. Ich hatte das Gewerbe zum Ende März abgemeldet und eigentlich gar kein Gewerbe mehr. Ist ja verjährt, kann man jetzt erzählen.
Und noch eine Entdeckung mit dem Wasserturmkiosk aus der aktuellen Sonderausstellung des Brandenburgischen Textilmuseums Forst - Neißestrand in Paddlerhand