Manfred Geusler hat sich seit vielen Jahren der Erforschung der Forster Ehrenbürger gewidmet. Von ihm stammt dieser Beitrag
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Vor 130 Jahren, am 22. April 1891 beschlossen die Mitglieder der Forster Stadtverordnetenversammlung den Maurermeister Adolph Kleinberg zum Ehrenbürger und Stadtältesten der Stadt Forst (Lausitz) zu ernennen. Daran soll mit diesen Notizen erinnert werden.
Adolph Kleinberg wurde am 29. September 1823 in Frankfurt (Oder) geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts weiter bekannt. Er erlernte allerdings den Beruf eines Maurers und legte eine entsprechende Meisterprüfung ab. 1851 oder Anfang 1852 verlegt er, 28jährig, seinen Wohnsitz von Frankfurt (Oder) nach Forst. Über die Hintergründe dieses Ortswechsels gibt es leider keine näheren Hinweise. Zeitgleich mit diesem Ortswechsel nach Forst trifft Adolph Kleinberg eine kluge und weitsichtige Entscheidung. Er tritt in die hiesige Schützengilde ein. Eine gute Gelegenheit um sich in der Stadt zu integrieren, die Honoratioren und Entscheidungsträger der Stadt kennenzulernen und Kontakte aufzubauen. Im März 1852 lässt er sich als selbständiger Maurermeister nieder und macht dies auch im Wochenblatt für die Städte Forst, Pförten & Triebel, etc. bekannt.
Familiengründung Mehrfach wechselt er die Wohnung, ehe er am 17.05.1853 in Frankfurt (Oder) Johanne Charlotte Louise Schönian ehelicht. Schon ein Jahr später erfolgt die Geburt des ersten seiner drei Kinder. Lois heißt der Knabe, dem 1857 und 1860 die Schwestern Margarethe und Flora folgen. Das Familienleben der Familie Kleinberg war, wenn man einer Äußerung von Oberpfarrer Fensch, anlässlich der Beisetzung glauben darf, ein Glückliches. Auch die Integration in der neuen Stadt scheint für Adolph Kleinberg unproblematisch verlaufen zu sein, und auch sein beruflicher Werdegang erwies sich als erfolgreich.
Berufliches Zumindest zeitweise (1855) war er wohl auch als „Agent der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft und der Magdeburger Hagelversicherungs-Gesellschaft tätig. Sein Hauptaugenmerk lag aber zweifellos in seiner Tätigkeit als Maurer und Baumeister. In dieser Funktion war er u.a. an der Errichtung von Fabrikgebäuden im sogenannten „Kamerunviertel“ (Areal zwischen Sorauer- Amt-, und damaliger Kaiser-Wilhelm-Str. (heute: Max-Fritz Hammer-Str.) beteiligt. Auch an der Konzeption zum Neubau des Forster Krankenhauses war Adolph Kleinberg wohl nicht unwesentlich involviert. So berichtet das Forster Wochenblatt über die Stadtverordnetensitzung vom 13. März 1889 unter anderem: „Die einberufene Sanitäts-Commission hat sich eingehend mit den Vorarbeiten beschäftigt, umfangreiches Material aus anderen Städten beschafft und dasselbe den Berathungen zu Grunde gelegt; vom Vorsitzenden der Commission, Herrn Stadtrath Kleinberg, wurden unter Berücksichtigung der Vorschläge und Beschlüsse der Commission und unter Zugrundelegung der bekannten technischen Vorzüge und hygienischen Errungenschaften, Zeichnungen angefertigt, welche heute in der Versammlung ausliegen und cirkulieren.“
Politisches Im Jahr 1860 wird Adolph Kleinberg zum Mitglied der Stadtverordnetenversammlung gewählt. Dort scheidet er im Jahr 1866 aus um in den Magistrat der Stadt Forst (Stadtrat) zu wechseln. In der Folgezeit nimmt er viele Aufgaben innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung, zum Wohle der Bürgerschaft, wahr. So engagiert er sich u. a. als Mitglied unterschiedlichster Kommissionen, als Branddirektor, in der Stadtkirchengemeinde oder Mitglied der Schützengilde, der er ab 1888 vorsteht. 1882 ist er Gründungsmitglied der Forster Loge „Zum Licht im Walde“. Im Jahr 1891 jährt sich zum 25. Mal sein Eintritt in den Magistrat, in den er fünfmal gewählt wurde, und dem er bis zu seinem Tode angehören sollte. Anlässlich dieses Jubiläums erfolgte dann auch die Ernennung zum Ehrenbürger und Stadtältesten der Stadt Forst. Am 22. April 1891 erfolgt der Beschluss, Adolph Kleinberg anlässlich seiner 25-jährigen Mitgliedschaft im Magistrat der Stadt Forst, ihm die Ehrenbürgerwürde zu verleihen und ihn zum Stadtältesten zu ernennen . Die mit Datum vom 14. April erstellte Ernennungsurkunde wurde dem Jubilar am 12. Juni 1891 feierlich überreicht. Adolph Kleinberg ist seitdem der einzige Ehrenbürger neben Jacob Zipffler, der zusätzlich den Titel Stadtältester der Stadt Forst besaß .
Tod und Beisetzung Nur 19 Monate nach dieser Würdigung, am 25 November 1892 um 00:45 Uhr stirbt Adolph Kleinberg im Alter von 69 Jahren an einem Gehirnschlag. Es war, wie man nachlesen konnte ein sanfter, schneller Tod. Die Beerdigung erfolgte 3 Tage später um 15:00 Uhr. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem ehemaligen Friedhof I (jetzt Stadtpark zwischen Bahnhof- und Frankfurter Straße) in der Parzelle 133, die er bereits am 29. April 1872 erworben hatte. Die Grabstätte existiert heute nicht mehr. Auch ein Foto von Adolph Kleinberg konnte nicht ausfindig gemacht werden.
Eine ausführliche Beschreibung des Lebens von Adolph Kleinberg findet sich im Forster Jahrbuch für Geschichte und Heimatkunde aus dem Jahr 2013.