Der Forster Ehrenbürger Friedrich Passarius (1824-1911) hat der Nachwelt einen Schatz hinterlassen. Tagebücher oder besser, Aufzeichnungen über das Leben in Forst im 19. Jahrhundert. Da lag das enge Stadtgebiet lediglich zwischen Mühlgraben und Lohmühlgraben und zur Stadt zählten nur 2600 Einwohner. Die originalen Tagebücher (wohl 12 große Bände) gelten als verschollen. Doch in frühen Forster Tageblättern und anderen Publikationen sind Auszüge erschienen. MANFRED GEISLER hat vor mehreren Jahren begonnen, diese sekundären Schriften zu sammeln und zu ordnen. Seine mühevolle Forschungsarbeit mündete in drei Heftchen, die der Museumsverein Forst herausgab.
In der Zwiaschenzeit ist auch schon Band 4 erschienen.
Aus dem Vorwort von Manfred Geisler
In dieser Broschüre finden wir wieder Aufzeichnungen von Friedrich Passarius aus der Tagespresse der Jahre 1889 bis 1910
. Neben einigen längeren Beiträgen, zum Teil auch nur kleinere Bruchstücke (Randnotizen).
Manchen Aufzeichnungen sind Bemerkungen von namentlich nicht genannten Redakteuren vorangestellt. Diese Teile der Beiträge wurden zum besseren Verständnis übernommen, sind aber durch grauen Hintergrund (wie hier) deutlich vom eigentlichen Passarius-Text abgegrenzt.
Was ist bei diesen Veröffentlichungen besonders zu beachten?
Im Jahr 1905 sieht man, dass Friedrich Passarius nicht nur als Tagebuchschreiber einen Blick in die Vergangenheit zuließ, sondern auch als aktueller Berichterstatter für das Forster Tageblatt tätig war.
Als die Grüfte der Forster Stadtkirche im Jahr 1905 erneut geöffnet wurden, nutzte er die Gelegenheit, seine Veröffentlichungen im Forster Wochenblatt des Jahres 1883 zur Gruftöffnung im Jahr 1840 (s.a. Broschüre 1 dieser Schriftenreihe) fortzusetzen und zu ergänzen. Dabei zitierte er auch umfänglich, wenn auch nicht immer wortgetreu, aus der Chronik von Joh. Christoph Schneider (1846).
Im Forster Tageblatt Nr. 172 vom 25.07.1907 finden sich konkrete Angaben zu den Tagebüchern mit Jahrgang, teilweise näher datiert (Monat) und Nennung einer Tagebuchseite:
Tagebuch 1903, Seite 172 Tagebuch 1904, Seite 370 - August Tagebuch 1904, Seite 389 Tagebuch 1906, Seite 21 - Februar Tagebuch 1907, Seite 218 - März
Wie der Aufbau dieser Tagebücher konkret aussah, ob die Seitennummerierung ggf. jahrgangsweise erfolgte, ist zu vermuten (Februar 1906 = Seite 21), lässt sich aber nicht zweifelsfrei belegen. So findet man im August 1904 eine Seite 370, während im März 1907 bereits eine Seite 218 vorhanden ist. Dies kann natürlich auch dem tatsächlichen Umfang der Aufzeichnungen geschuldet sein.
Im Jahr 1909 (Forster Tageblatt Nr. 147) berichtet Friedrich Passarius über die Reparatur des Stadtkirchturms (s.a. Broschüre 2 dieser Schriftenreihe). Interessant in diesem Zusammenhang ist folgende Anmerkung:
„In dem Knopfe 1 war eine blecherne Büchse, welche Herr B u t h k e vor dem Niederlassen an sich genommen und dann dem Bürgermeister übergab. – Nach Eröffnung derselben fand man darinnen Schriftstücke, mit deren Abschrift ich 15 Seiten gefüllt habe.“
Leider konnten diese Unterlagen bisher nicht gefunden werden. Ich bin aber guten Mutes, dass sich im Laufe der weiteren Nachforschungen noch weiteres Material finden wird.
Im letzten Teil eines umfangreichen Tagebuchauszuges der Jahre 1849 bis 1869 im Jahr 1887 heißt es im letzten Teil der Aufzeichnungen (Forster Wochenblatt Nr. 88 vom 17.04.1887:
„Die weiteren Nachrichten des Tagebuches beziehen sich auf den deutsch- französischen Krieg, der mit allen neueren Ereignissen noch bei Allen in so frischem Gedächtnisse steht, daß wir von einer Veröffentlichung absehen dürfen. […]“
Schade.
Allerdings: Im Jahr 1910 jährte sich das Ereignis zum 40. Male. Anlass genug für das Forster Tageblatt diese Thematik wieder aufzugreifen. Unter der Überschrift
„Vor vierzig Jahren“
erschien eine zweiundzwanzigteilige Fortsetzungsserie. Der nicht näher benannte Autor schilderte ausführlich die Kriegsereignisse, aber auch detailliert die Umstände, in denen die Stadt Forst die Kriegszeiten erlebte. Dabei wird auch das „Tagebuch eines alten Forsters“ von Friedrich Passarius zitiert. Ein neuer, interessanter Aspekt ist der Umstand, dass Friedrich Passarius in dieser Zeit brieflichen Kontakt mit Forster Kriegsteilnehmern hatte, deren Feldpostbriefe und -karten er in sein Tagebuch integriert hatte.
Von dieser umfangreichen Fortsetzungsreihe sind allerdings nur die, dass Passarius’schen Tagebuch betreffenden Teile in diese Broschüre eingeflossen.
Die Abbildungen, mit Ausnahme der Abb. 03, entstammen nicht der damaligen Presseberichterstattung.