Im Gegensatz zum heutige gewöhnlichen System der Hausnummerierung nach Straßen war früher die Hausnummerierungen nicht auf die einzelnen Straßen sondern auf die ganze Stadt bezogen.
Hier ein paar Beispiele: Nr. 1 Stadtkirche St. Nikolai Nr. 79 das Rathaus (heute Platanenhain hinter der Stadtkirche) Nr. 51/3 die Gaststätte Eiche/Hitlereiche
Die Nr. 2 war aus heutiger Sicht eine einfache Verkaufsbude. Doch dabei handelte es sich um eine wichtige Verkaufseinrichtung, die direkt an der Ostseite der Stadtkirche angebaut war – die sogenannten Semmelbänke.
Vor einiger Zeit präsentierte Manfred Geisler bei einem Geschichtsstammtisch einen alten Vortrag des Mittelschullehrers Adolf Schneider mit dem Titel „Forst in den fünfziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts (gemeint war 1850).“ Darin befanden sich auch ein paar Zeilen zur Institution Semmelbänke: Die Kirche zeigt an der Ostseite die 1881 abgebrochenen Semmelbänke, niedrige Verkaufshallen, in denen Backwaren feilgeboten wurden. Für gewöhnlich war nur eine Bank geöffnet, in welche die Frau Schütze Semmeln, auch Astern oder Bauernjungen verkaufte und dabei fleißig ihr Spulrad drehte. An Markttagen waren sämtliche Bänke von den Semmelweibern besetzt.
Abbildungen von den Semmelbänken sind bis auf die beiden Zeichnungen unbekannter Künstler und die Skizze von Friedrich Passarius nicht bekannt.
Das Forster Stadtkirche St. Nikolai mit den „Semmelbänken“. 19. Jahrhundert - Bildquelle: unbekannt
Das Forster Rathaus (links) und rechts die Stadtkirche mit den Semmelbänken. vermutlich 1848 - Bildquelle: unbekannt
Die im August 1881 abgebrochenen Semmelbänke, nach dem Gedächtnis gezeichnet von F. Passarius 1899