Doch was hat es damit auf sich und wo lag das? Und hat das auch etwas mit der RUGA zu tun? Vorab: Mit der RUGA hat das nichts zu tun. Zwischen bei den Themen liegen etwa acht Jahre (1913/1921)
Auf den ersten Hinweis machte mich K.Schmidt hier aus dem Forum aufmerksam.
In Publikationen des „Forster Kreises“ veröffentlichte Gisela Winkler einige Wanderungen und Radtouren in der Region Berge, Pförten, Teuplitz Sie selbst hat diese Wanderungen nie durchgeführt sondern mit ihrem Vater, der aus Berge stammt, aus der Erinnerung zusammengestellt. In der Publikation vom Nov. 1956 heißt es:
Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung ist das Kriegerdenkmal in der Richtstraße in Berge. Unter einer mächtigen Eiche erhebt sich eine schmucklose Säule, auf deren Kapitell ein schwarzer Adler seine Flügel gespreizt hält. Auf einer schwarzen Marmortafel lesen wir: "Zum Andenken an unsere Gefallenen von 1870 - 1871". Jetzt wandern wir die breite Dorfstraße entlang, vorbei an der Dorfschenke, dem bekannten Stammlokal der Turnerschaft Berge, des Fußballvereins "Viktoria Forst" und des Radfahrclubs "Blitz". Wer hat auch nicht Schneiders Mariechen gekannt? Am Ausgang der Dorfstraße überqueren wir die Siedlung „Negerdörfchen", jene einstöckigen Behelfshäuser, welche nach dem 1.Weltkrieg zur Behebung der Wohnungsnot gebaut wurden. Jetzt endlich haben wir den Weg erreicht, der uns über die Kolonie Marienhain nach Pförten führen soll …
Vor einigen Jahren hielt Maciej Mamet, ehemaliger Leiter des Nationalarchiv Zielona Gora (dort liegen alle Bauakten von Forst-Berge) einen Vortrag. Bei seinen Bildern entdeckte ich auch die o.g. Siedlung, die sich am östlihen Ende von Berge und überhaupt der Stadt Forst befand.
Im Heftchen "Aus der Heimat - Forst-Berge - wie es einmal war" fand ich noch einen anderen Artikel zu dieser Siedlung.
Sozialwohnungen am Stadtrand vom früheren Berge Herr Günter Behrendt aus Forst stellte uns freundlicherweise eine von ihm, 1946 aus der Erinnerung angefertigte Zeichnung seiner ehemaligen Wohnstätte in der Grenzstraße von Berge zur Verfügung. Erreichte man bis 1945 das Ende der Pförtener Straße (das letzte Gebäude auf der linken Seite war der Wohnblock der Gewoba) und bog man nach diesem Wohnblock nach links in die Grenzstraße ab (während des 2. Weltkrieges wurde die Grenzstraße in Ostmarkstraße mit neuen Hausnummern umbenannt), so fielen dem Spaziergänger kleine barackenähnliche Wohnhäuser mit abgeflachten Dächern und Vorgärten auf. Die Stadtverwaltung hatte diese Wohnhausgruppe an der Grenzstraße vorrangig für kinderreiche Familien, die es oft schwer hatten, auf Grund der Familiengröße eine preisgünstige Wohnung zu finden, im Jahre 1921 errichten lassen. So wurden insgesamt 36 Wohnungen geschaffen. Von der Pförtener Straße kommend, befanden sich auf der rechten Seite der Grenzstraße fünf Häuser mit den Hausnummern 1, 3, 5, 7 und 9 und auf der linken Straßenseite ein Haus mit der Hausnummer 2. In der Breiten Straße, die über die Grenzstraße hinaus verengt weiterführte, standen drei Häuser mit den Hausnummern 32, 34 und 36. In allen diesen Häusern wohnten je Hausnummer vier Familien. Diese Wohnungen stellte die Stadtverwaltung kostengünstig für kinderreiche Familien zur Verfügung. So mußten für eine 3-Raumwoh-nung lediglich 14,- Reichsmark Miete entrichtet werden. Weiterhin gab es in der verlängerten Breiten Straße noch zwei Häuser mit 1-Raumwohnungen mit den Hausnummern 41 und 43. Diese zwei Wohnhäuser waren speziell für sozialschwache Familien vorgesehen und sogar mietfrei. In jedem der beiden Häuser waren je 11 bis 12 Familien untergebracht. Alle elf Wohnhäuser überstanden die von Februar bis April 1945 stattfindenden Kampfhandlungen, wurden aber dann, wie der gesamte Stadtteil Berge, abgerissen. Heute künden nur noch Betonfundamente und einige Zaunpfähle an diese Wohnhausgruppe. Hans-Joachim Schulz