…eigentlich müsste es gefahren heißen, da es sich um eine Ballon-Geschichte handelt. Anlässlich der Rosen- und Gartenbau Ausstellung (RUGA) 1913 wurden die Besucher und Forster mit allerlei Attraktionen unterhalten. So landete das Luftschiff/der Zeppelin „Hansa“, es gab ein sogenanntes „Negerdörfchen“, Motorbootfahrten auf dem Mühlgraben usw.. Große Beachtung fanden auch Fahrten mit Heißluftballons. Nach Angaben das Stadtarchivar Willy Kiederley im „Wegweiser“ Heft 6/7 1958 sind zweimal Ballons im Rahmen der RUGA aufgestiegen.
Einer ist nach 20 Stündiger Fahrt bei Gronningen in Holland gut gelandet. (Forster Tageblatt Nr. 230 vom 01. Oktober 1913)
Über den zweiten Ballon schweigt der damalige Stadtarchivar.
Dafür findet man im „Vorwärts“, dem Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei vom 16. August 1913 unter der Überschrift „Der russische Freund“ folgende Notiz: „Wieder einmal sind deutsche Luftschiffer beim Überfliegen der russischen Grenze beschossen und später in Gefangenschaft genommen worden. Die zwei Insassen des deutschen Ballons „Metzeler“ der in Forst in der Lausitz aufgestiegen war und in Sanniki bei Warschau landete, wurden beim Überfliegen der russischen Grenze mit einem Kreuzfeuer von etwa 200 Schüssen empfangen. Nach der Landung wurden sie in Haft genommen, aus der sie bisher nicht entlassen sind.“
Ganz so dramatisch muß das dann mit der Haft nicht gewesen sein, denn schon einen Tag (17.08.1913) später heißt es im „Vorwärts“: „Aus der Haft entlassen. Die Luftschiffer Karl Mann und Hans Berliner, die am letzten Sonntag mit dem Ballon „Metzeler“ aufgestiegen waren , nach Russland abgetrieben wurden und bei Sanniki (Gouvernement Warschau) landeten. sind am Sonnabend aus der Haft entlassen worden und mit Erlaubnis der Militärbehörde abgereist.“
Anmerkung: Das Königreich Polen mit Warschau (Kongresspolen) war 1913 Bestandteil des russischen Reiches.
Das „Neutomischler Kreisblatt“ berichtete am 22. August 1913 noch von einer weiteren Episode der Ballonfahrt von Hans Berliner und Karl Mann. Darin heißt es: „Wir berichteten kürzlich von einem Luftballon „Metzeler“, der in Rußland gelandet war, nachdem er an der Grenze in halbstündigem Kreuzfeuer mit etwa 200 Schuß scharf beschossen worden war und deren Insassen trotzdem unverletzt blieben. Dieser Ballon ist, wie wir erst jetzt erfahren, in der Sonntag-Nacht vor 14 Tagen in Paprotsch zwischen 12 und 1 Uhr bemerkt worden. Auf der Gröger’schen Wirtschaft daselbst unterhielten sich um diese Zeit zwei junge Leute, die von dem Jungdeutschland-Feste aus Sontop heimkamen, als sie auf einmal von den Luftschiffern, die ziemlich niedrig mit ihrem Ballon schwebten, nach dem Namen der Ortschaft und unserer Stadt gefragt wurden. Auf die Frage der jungen Leute, wo sie denn hinfahren wollten, gaben die Luftschiffer zur Antwort „nach Rußland“. Sie baten noch darum, daß sie am nächsten Morgen zwei Karten suchen möchten, die sie aus dem Korbe herabwerfen würden und verschwanden dann in der dunklen Nacht. Am anderen Morgen fanden die jungen Leute auf einem Stoppelfeld zwei Ansichtskarten mit dem Aufdruck: „Offizielle Postkarte der Rosen- und Gartenbau – Ausstellung Forst-Lausitz Juni – Oktober 1913. Ausgeworfen vom Ballon „Metzeler“ 10. VIII. 13.“ Die Karten berechtigen zum freien Eintritt in diese Ausstellung. Der Ballon war bekanntlich in Forst in der Lausitz aufgestiegen.“
Ein Jahr später hatte Hans Berliner weniger Glück. Vom 8.-10. Februar 1914 begab sich Hans Berliner mit zwei Mitfahrern in seinem 1680 m3 großen Gasballon „Siemens-Schuckert“ von Bitterfeld aus auf eine Rekordfahrt. Sie landeten in Kirkischan/Russland und legte dabei die unglaubliche Strecke von 3052 km zurück. Hans Berliner und seine zwei Mitfahrer wurden nach der Landung wegen Spionage zur sechs Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe verurteilt. Nach drei Monaten in Gefangenschaft durften sie mit Ballon nach Deutschland zurück.