Für ein kleines Projekt, dass sich mit Spuren der Grafen von Brühl in der Region Forst beschäftigt, habe ich mal die Kirche in Naundorf in den Fokus genommen.
Die Naundorfer Kirche unter dem Patronat der Grafen von Brühl Rechts vom Eingang der Naundorfer Kirche befinden sich zwei Glocken mit der Inschrift: PATRONAT GRAF BRÜHL PASTOR WERNER GROSS 1917
Im Jahre 1917 kam es deutschlandweiten zu einer Einziehung von Bronzeglocken für die Kriegswirtschaft des 1. Weltkrieges. In diesem Zusammenhang verlor die Naundorfer Kirche ihre beiden aus dem 18 Jahrhundert stammenden Bronzeglocken. Als Entschädigung erhielt die Gemeinde 1435,- Mark. Noch im gleichen Jahr bestellte die Gemeinde, die beiden hier ausgestellten Glocken, bei der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei J. F. Weule in Bockenem (Niedersachsen) zum Preis von 842,- Mark. Dort hatte man sich auf die Herstellung von preisgünstigen Eisenhartgussglocken spezialisiert. Den Hersteller findet man auf den Jochen (Aufhängungen) der Glocken. Obwohl diese Gussglocken große Defizite im Klang aufweisen, taten sie ihren Dienst bis in die 1980er Jahre. Danach wurden sie abgehangen und durch Bronzeglocken aus der vom Braunkohletagebau devastierten Kirche in Weißagk ersetzt.
Betritt man das Kirchenschiff der Naundorfer Kirche entdeckt man gleich links an der Wand ein Verzeichnis der Spender, die 1902 den Ankauf einer Orgel ermöglichten.
Die sogenannte „Mindener Orgel“ gehört zu den ungewöhnlichsten Instrumenten in der Lausitzer Orgellandschaft. Augenfällig ist der an der rechten Seite angebrachte Spieltisch. Das 2019 aufwendig restaurierte Instrument kostete die Gemeinde 1902 alles in Allem 827,- Mark, wovon der Patron Graf Brühl mit 50 Mark den größten Anteil trug.
Zur Ausstattung der Naundorfer Kirche zählten auch drei rund 1 m große Holzfiguren aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts.
Eine Gottesmutter mit Kind und zwei Heilige. 1939 waren sie Teil der Sammlung im brühlschen Schloss in Pförten. In jüngster Zeit wurden vergleichbare Heiligen Figuren aus den Kirchen in Kohlo und Nieder Jeser, die sich ebenfalls in der Pförtener Schlosssammlung befanden, in Museen in Zielona Gora/Grünberg und Wrocław/Breslau entdeckt. So besteht durchaus die Hoffnung, dass auch die drei Heiligen Figuren aus Naundorf noch erhalten sind.