Dass es sich bei der Grablege von Heinrich Graf von Brühl in der Forster Stadtkirche um eine Notlösung handelte, darüber ist schon an der ein oder anderen Stelle publiziert worden. Unterstützt wird diese Annahme nun von einem Plan zu einem Kirchbauprojekt in Pförten aus dem Staatsarchiv in Zielona Gora.
Die auf das Jahr 1755 datierte Zeichnung ist vom Johann Gottlieb Haberland erstellt worden. (Im Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staatscalender 1787 wird dieser oder eine gleichlautend Person als Bauschreiber in Merseburg aufgeführt.) Das eingezeichnete Interieur, wie der Beichtstuhl, weist auf eine katholische Kirche hin. Durch die Heirat von Heinrich mit der Katholikin Maria Anna Franziska Gräfin von Kolowrat-Krakowsky wurden die Kinder und Nachkommen im katholischen Glauben erzogen. Eine katholische Kirche gab es in Pförten zu Zeiten von Heinrich nicht.
Eine entsprechende Kirche sollte in der West-Ost Achse, also 300-400 m östliche vom Pförtener Schloss entstehen.
Interessant ist der Kirchbauplan aber auch aus einem anderen Gesichtspunkt. Unter der herrschaftlichen Loge plante man in einem Keller eine Begräbnisstatte (Gruft) einzurichten. Wollte Heinrich Graf von Brühl dort beerdigt werden?
Die Geschichte verlief letztlich anders. Zu einem Kirchbau in Pförten kam es nicht mehr Ein Jahr nach dem in dem der Bauplan erstellt wurde begann der 7 jährige Krieg (1756-1763). Die Preußen marschierten in Dresden ein. Graf Brühl und der sächsische Churfürst und polnischer König flohen nach Warschau ins Exil. 1758 ließ Friedrich der Große das Schloss in Pförten anzünden. Erst 1763 kam Brühl aus dem Warschauer Exil, zog über das daniederliegende Pförten nach Dresden wo er im gleichen Jahr starb.
Die katholischen Nachfahren und Standesherren in Pförten richteten später eine Schloßkapelle im nördlichen Kavalierhaus ein.
Einblick in die ehemalige Schlosskapelle wie sie auch nach 1945 von der polnischen Bevölkerung weiter genutzt wurde.