Am 1. April 1896 weihte man in Forst ein Denkmal zu Ehren von Otto von Bismarck ein. Dies geschah am 81. Geburtstag des ehemaligen deutschen Kanzlers. Das Denkmal wurde vom Berliner Bildhauer Max Unger geschaffen und in der Kunstgießerei Lauchhammer gegossen. .
Mit der Aufstellung 1896 gehört das Forster Bismarckdenkmal zu den recht frühen Ehrungen. Der Bismarckturm in Spremberg entstand 1904, der Turm in Guben 1902 und in Sorau begann man den heute unvollendeten Bismarckturm 1914 zu bauen. In Cottbus wurde 1899 lediglich eine Bismarck-Tanne und ein einfacher Gedenkstein im Stadtpark aufgestellt
Doch was ist der Grund für diese große Bismarck-Verehrung in Forst? Der Polizeisekretär C. Ludwig schreibt in seiner 1907 herausgegebenen Schrift: "Forst (Lausitz) und seine Industrie in Wort und Bild"
„Der Name des Altreichskanzlers hat in unserer Stadt einen besonders hellen Klang. Forst feiert in dem Fürsten Bismarck nicht bloß mit dem ganzen Vaterlande den Schöpfer der deutschen Einheit, sondern vornehmlich auch den tatkräftigen Förderer der heimischen Hantierung. Seiner Zoll- und Handelspolitik dankt unsere Textil-Industrie den mächtigen Aufschwung, der Forst zu einem der bedeutendsten deutschen Industrieplätze emporgehoben hat.“
Noch deutlicher formuliert es Dr. Wilhelm Hammer in seiner 1921 erschienen Dissertation: "Die Forster Wollindustrie während des Weltkrieges - Eine kriegswirtschaftliche Studie"
"Je mehr sich die Forster Tuchindustrie im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entwickelte, desto schwerer machte sich der übermächtige Wettbewerb der Jahrhunderte alten und reichen englischen Tuchindustrie geltend. Es war daher das unvergessliche Verdienst Bismarcks, durch Einführung des Schutzzollsystems im Jahre 1879 der gesamten deutschen Industrie und damit auch der Forster Wollindustrie den weiteren glänzenden Aufstieg gesichert zu haben. Die vorwärtsdrängende Entwicklung der Forster Fabrikation zeigte sich darin, dass schon im Jahre 1885 56 Tuchfabriken mit 6909 Arbeitern vorhanden waren, deren Zahl von nun an ständig zunahm."
Schon damals lautete das Motto, dass wohl als Hauptmotivation für die Forster Bismarckverehrung angesehen werden muß ... Bismarck Make FORST Great (Again)!
Spannend geht es auch zu wenn man nach dem Verbleib des Forster Bismarckdenkmal forscht. In der Verschollenen-Rubrik der Forster Kulturwegeseite gibt es dazu eine ganze Serie von Artikeln:
Hat man sich mal über die Jahre Gedanken und Mühen gemacht in den Kellerräumen der Feuerwehrschule nach zugemauerten Räumen zu suchen,eventuell gibt es ja noch Bauzeichnungen zum Abgleich,ein Versuch wäre es wert. In der Luisenschule in den 70 Jahren war der nicht mit drin im Keller,haben dort für Schulumbau gearbeitet als Schüler,irgendwie erschreckend war es,die Einzelzellen und großen Stahltüren ,man kann nur erahnen was die Nazis da veranstaltet haben und ehrlich gesagt ist diese ehrwürdige Schule mieserabel wieder verunstaltet aufgebaut worden.
Ein paar Interessante Details zum Bismarck-Denkmal in Forst fanden sich in den Aufzeichnungen von Hermann Standtke aus 1923.
Zitat: Der tatkräftigen Zoll- und Handelspolitik des ersten Reichskanzlersdankt die hiesige Tuchindustrie den mächtigen Aufschwung, und sie durfte darum dem Denkmal die Inschrift geben." Dem Beschützer und Förderer vaterländischer Arbeit". In gleicher Dankbarkeit left sie hier bei jeder Wiederkehr des Geburtstages Bismarcks einen Kranz nieder. Die Rosetten des Geländers stellen Bismarcks Familienwappen dar."
Die Innschrift vorn war einfach nur "Fürst Bismarck" Die o.g. Innschrift wird auf der Rückseite gestanden haben. Siehe Farbdia aus der Sammlung Owczareck. Beide Inschriften wurden heraus gemeißelt.
Auch den Hinweis zum Familienwappen kann man auf den Abbildungen nachvollziehen.