Forst und das Paten-U-Boot Das die Stadt Forst im 2. Weltkrieg ein Paten-U-Boot hatte, darüber schrieb der Cottbuser Wolfgang Klaue in einem Artikel im Forster Jahrbuch 2016/2017.
Mitglieder der Besatzung von U455 mit dem Hirschgeweih an der Kappe.
Günter Prien in Forst Wolfgang Klaue schreibt dazu im Forster Jahrbuch: Als der damalige Ritterkreuz- und Eichenlaubträger Günter Prien Anfang Dezember 1940 von seiner neunten und vorletzten Fahrt mit U 47 zurückkehrte, war sein Boot fast schrottreif. Schier endlos die Liste der gemeldeten Ausfälle an Technik, so war eine mehrmonatige Werftliegezeit absehbar. Dies ermöglichte eine längere Urlaubszeit für die Besatzung, die allerdings für Prien durch die staatliche Propaganda mit sogenannten „Repräsentationspflichten“ recht deutlich eingeschränkt wurde. (Die Besatzung hatte überwiegend noch weniger Glück, die wurde bald bis auf eine Handvoll Leute als „Erfahrungsträger“ auf andere, neue Boote verteilt). Für private Besuche blieb da doch wenig Zeit, auch wenn Prien die meiste Zeit zusammen mit seiner Frau reisen konnte. Am 16. Januar 1941 war das Ehepaar Prien letztmalig bei seiner Mutter in Leipzig, kurz danach nutzten die beiden die Gelegenheit, Verwandte seiner Frau im nicht allzu weit entfernten Forst zu besuchen. Ein solcher Besuch eines so hoch dekorierten Kriegshelden wurde natürlich sofort von der dortigen Parteiprominenz wie ein Staatsbesuch ausgeschlachtet und so dürfte es auch dadurch in Forst zum Bestreben geführt haben, eine Patenschaft für ein U-Boot zu übernehmen. Forst stand damit nicht allein da, schon 1937 etwa hatte der Kreis Lübben die Patenschaft über ein anderes Boot – U 32 – auf Vermittlung des damals bekannten Buchautoren und U-Boot-Kommandanten des ersten Weltkrieges Freiherr Edgar Spiegel von und zu Peckelsheim übernommen. Da lag es nahe, den aktuellen hochdekorierten U-Boot-Kommandanten um einen ähnlichen Gefallen zu bitten. Derartige Patenschaften wurden damals zwar oft über „Beziehungen“, etwa zur Heimatstadt des Kommandanten, vermittelt, konnten aber auch durch einfache Bewerbung einer Stadt ähnlich wie etwa heute bei der Deutschen Marine beantragt werden. Sicher war eine möglichst prominente Fürsprache damals sehr hilfreich. Genau auf diesem Wege scheint Forst auch zu „seinem“ U-Boot gekommen zu sein. Unterstützt wird diese These durch einen Zeitungsartikel im „Forster Wochenblatt“ vom 11.02.2011. Dort schildert Wolfgang Reichmuth aus Frankfurt (Oder) seine Kindheitserinnerungen an eben diesen Prien-Besuch in Forst:
Die Besatzung von U 99 fährt mit der „Schwarzen Jule“ Eine weitere ungewöhnlich U-Boot-Geschichte hat sich angeblich im Sommer 1940 ereignet. Personenfahrten mit der Forster Stadteisenbahn sind etwas ganz seltenes gewesen. Es sind nur vier solcher Fahrten überliefert.
1893 eine Fahrt mit den Inspektoren der Stadtbahn
1954 eine Sonderfahrt anlässlich des 5. Geburtstages der DDR
1965 die letzte Fahrt der Lok 2 mit zwei Personenfahrten
und im Sommer 1940 soll ein Forster U-Bootfahrer für die Besatzung von U99 mit Kapitänleutnant Otto Kretschmer eine Fahrt mit der Stadteisenbahn organisiert haben. Diese mündliche Überlieferung schrieb Ralf Grützmacher im "Vereinsinformation Nr. 51" Januar 2016 des Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V.
Wenn diese Überlieferung stimmt, dann wären dafür folgende Zeitfenster im Jahr 1940 möglich: 25. Juli 1940 - 5. August 1940. 4. September 1940 - 25. September 1940 In dieser Zeit war das Boot an Land aber beide Male in der Stadt Lorient in Frankreich.
Wer dazu auch noch Informationen oder Bilder hat, kann diese gern hier mitteilen oder an die email Adresse von Frank Henschel (f.henschel@gmx.de) senden.
Super Beitrag, lieber Frank. Auch zu DDR-Zeit hatte Forst einen Bezug zur Marine. So gab es zwischen unserer Stadt und dem Minensuchschiff "Forst" eine Art Patenschaft. Dabei handelte es sich um den Typ Minensucher Schwalbe 3.BA / 2.BA / 1.BA class, siehe auch weitere Infos unter: https://seemann1978.beepworld.de/schiffe-der-vm.htm
Ein ungewöhnliche Ausstellungsstück aus Frankreich wird hier präsentiert. Die Kennzeichen-Abdeckung vom Forster Paten-U-Boot "U455". Dieses Schild wurde im 2. Weltkrieg beim U-Boot Stützpunkt Saint-Nazaire verwendet um die Bezeichnung "U455" am Turm des Bootes abzudecken. Damit sollten die französischen Arbeiter auf dem Stützpunkt das Boot nicht indentifizieren können.