Ein Beitrag über vergessene Denkmäler aus der Zeitschrift " Der märkische Wanderer " aus dem Jahr 1921, geschrieben vom Forster Studienrat Dr. Alfred Beckstaedt.
Etwa 1 km südlich vom Gute Gr.-Tzschacksdorf, einem im Süden von Forst gelegenen Kichendorfe, liegt an einem einsamen Waldwege, am Rande einer Birkenschonung, ein eigenartiges Denkmal.
Es wird gebildet von einer Holzbohle von 185 cm Höhe und einer Breite bzw. Dicke von 40:25 cm; das obere Viertel ist als Kopfstück etwas stärker, oben nach den Seiten abgeschrägt und mit Schutzbrettern als Dach belegt.
Diese Säule stand ursprünglich im Boden, war dann aber abgefault und umgestürzt. Um sie vor vollständigem Untergange zu bewahren, ließ sie 1916 der damalige Besitzer des Gutes auf einem in der Erde befindlichen Baumstumpf aufzapfen. Die Säule selber, die schon recht verwittert ist, trägt eine in das Holz eingeschnittene Inschrift, die sich über drei Seiten erstreckt, und zwar beginnt sie auf der linken Querseite, dann folgt die Vorderseite und schließlich die rechte Querseite.
Die nicht leicht zu entziffernde Inschrift lautet in der Anordnung des Males:
" An der Seite seines erhaltenen Kameraden ward hier ein Sächs. Soldat vom Blitz getödtet bende kamen aus d(em) Mühlberger Lag(e)r und suchten für heftigen Regen Schutz."
An der Vorderseite des Kopfes lassen sich mehr erraten als entziffern die Worte: " Mahl(h)aufen zum Todten Man 1730 " , während die Rückseite die Zahlen 1812/1901 trägt.
Was diese Zahlen bedeuten, ist nicht klar, hat sich auch nicht ermitteln lassen, vielleicht sind es die Jahre der Erneuerung der Säule. Dann müssen allerdings die früheren aus bedeutend besserem Material gewesen sein, denn die jetzige überdauert keine 60-70 Jahre mehr.
Die Veranlassung für die Errichtung dieses Males ergibt sich klar aus der Inschrift: " Während eines Gewitters suchten zwei sächsische Soldaten wohl unter einem Baum Schutz, der Blitz schlug ein, tötete den einen und verschonte den neben ihm stehenden Kameraden.
Dieser Unglücksfall scheint damals die Gemüter stark erregt zu haben, und es ist verständlich, das man ihn als Strafgericht Gottes zu deuten suchte. Ganz zufällig fiel mir mal ein sogenanntes Erbauungsbüchlein ( es handelt sich hier um das Buch "Blüthen aus dem Garten Gottes. Eine Sammlung von Erzählungen aus dem Reiche Gottes" - Herausgegeben von dem christlichen Verein im nördlichen Deutschland. 2.Auflage 1862 bei Klöppel in Eisleben oder Schulze in Leipzig ) in die Hände und hier fand ich unter Nr. 50 auf der Seite 97 eine Geschichte, die zwar dem Zweck entsprechend umgestaltet ist, sich aber unverkennbar auf das durch das Mal bezeugte Ereignis bezieht. Sie lautet:
Der bestrafte Spötter
Im Jahre 1733 den 18.Juni gingen zwei Musquetiere zu Forste in der Niederlausitz auf Urlaub, der eine Gräbe, der andere Zimmermann mit Namen. Unterwegs ereilte sie ein heftiges Gewitter, während sie zu einem Hirtenknaben kamen, der auf den Knien liegend, mit dem Hute in der Hand herzlich zu Gott flehte. Ein rührender Anblick aber für Grabe so wenig, das er gottlos genug war zu sagen: " Junge, setze deinen Hut auf, oder der Donner wird dich in Stücke schlagen"! Allein, kaum waren die Reisenden zehn Schritte weiter, als der Donner schon den Spötter traf. Entseelt vom Wetterstrahl fiel er zur Erde und sein Hut flog weit weg.
Auf Grund der Kopfinschrift ist bei der Landbevölkerung die Bezeichnung " Der tote Mann" für diese Säule üblich geworden, wenn allerdings auch festgestellt werden muß, daß ein Teil der Dorfbewohner wie fast alle Forster von diesem Male überhaupt keine Ahnung haben.
Das Denkmal ist, wie bereits eingangs erwähnt, schon sehr verwittert und hat besonders in den letzten Jahren sehr gelitten; sehr zu bedauern wäre es, wenn es dauernd ohne Schutz und Pflege bliebe, denn dann wäre es bald gänzlich verfallen.
Nicht uninteressant ist auch, wo die beiden Soldaten eigentlich herkamen. Das Mühlberger Lager besser bekannt unter dem Namen "Zeithainer Lustlager" war ein barockes Militärmanöver mit viel Spektakel, dass August der Starke für den europäischen Hochadel veranstaltete. Und Heinrich von Brühl startete hier mit seinem Organisationstalent seine fulminante Kariere. Für seine Verdienste in Zeithain erhielt er vom preußschen Soldatenkönig (Vater vom Friedrich II) den höchsten preußischen Orden (Schwarze Adler Orden). Warum ein kleiner noch weitgehend unbekannter sächsischer Adliger so geehrt wurde, das ist wieder eine andere aber höchst spannende Geschichte. https://de.wikipedia.org/wiki/Zeithainer_Lustlager