Die Stadt Forst unterzeichnet im Februar 1944 den Kaufvertrag für den jüdischen Friedhof in Forst Berge. Das schon in der Zwangsverwaltung stehende Grundstück mit 2600qm hatte einen Kaufpreis von 1300 RM.
Immerhin ist unter Punkt 3 vermerkt, dass die Totenruhe gewahrt werden soll. Ein Jahr später lag der Friedhof dann nicht mehr im Einflussbereich der Stadt Forst.
Ich staune etwas über die angegeben Grundstücksgröße. Mir erscheint der Friedhof kleiner.
In Zasieki hat die Pflege des einstigen jüdischen Friedhofs in Forst Berhge begonnen.
Dazu schreibt der Ortsvorsteher Roman: Vor dem Vergessen bewahren ... Dank der Bemühungen verschiedener Institutionen und vieler Menschen ist es gelungen, die Umzäunung des jüdischen Friedhofs in Zasieki zu restaurieren. Die nächste Aktivität wird die Konservierung des Friedhofs unter Beteiligung von Kindern aus Polen und Deutschland sein.
Zitat von Jochen im Beitrag #11Beim Durchblättern eines Forster Adressbuches fand ich kürzlich einen Eintrag - Löwenstein Am Markt 2 -. Was verbarg sich nun hinter diesen Namen? Dazu müssen wir etwas in die Geschichte der Stadt Forst vordringen, in ein trauriges Kapitel der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts:
Am 14. November 1938 berichtete das Forster Tagesblatt, dass das Forster Geschäftsleben nun bald judenfrei sei. Dabei standen zahlreiche jüdische Firmen im Fokus der Nazis, so auch das Kaufhaus des jüdischen Inhabers Löwenstein Nachf. Das Tageblatt schrieb dazu weiter in seinem Beitrag, dass das jüdische Kaufhaus "Löwenstein Nachf." in "arische Hände" gegangen ist. Über zahlreiche Jahre hinweg war das einstige moderne und prachtvolle Kaufhaus der Löwensteins, Einkaufsstätte vieler Forster Bewohner. Mit dem Pogromen an jüdischen Mitbürgern endete das Geschäftsleben des Unternehmen Löwenstein. Bleibt aber die Frage, in welche schmutzigen Hände ging das Eigentum dieser jüdischen Familie? Bei einer Recherche im digitalen Landesarchiv fand ich u.a. zwei Namen Forster Kaufleute, die von der leidlichen Judenverfolgung profitierten. Im Adressbuch von 1939 befindet sich ein interessanter Eintrag. Das "Kaufhaus Markt 2" steht dort ohne Firmennamen und Inhaber, aber "zufälligerweise" gleich unter dem Inserat von "Otto Broschman"......
Der von Jochen gehegte Verdacht, dass das Kaufhaus Löwenstein (Inhaber Max Levy) Markt 2, in die Hände von Broschmann kam, kann nicht bestätigt werden. Aktuelle läuft eine Forschung zum Kaufhaus und den ehemaligen Besitzern. Auch Nachfahren konnten kontaktiert werden. Demnach ging das Kaufhaus an den Pg. Erich Mundt für rund 940000 RM. Zu Erich Mundt konnte ich nicht finden. Er war wohl auch kein Forster Bürger.
Nach meiner Kenntnis gab es im Nachgang des Stadtjubiläums 2015 einen Anlauf für biografische Forschungen jüdischer Forster Bürger mit dem Ziel Stolpersteine zu verlegen. Diese Initiative schlief dann wohl ein. Die Bedingungen hinsichtlich solcher Steine sind auch nicht unkompliziert.
So wie ich es jetzt mitbekomme scheint es mindestens seit 2022 wieder ein Team zu geben, dass an der Sache arbeitet. Hintergrund dürfte dieser SVV-Beschluss sein. (Hier schonmal im Forum vorgestellt) https://files.homepagemodules.de/b815620...n2_PDMUStON.jpg
Hier etwas Neues zum jüdischen Friedhof in Zasieki/Forst-Berge.
Die Gemeinde Brody hat gemeinsam mit dem Nationalen Institut für Kulturerbe in Warschau im Rahmen des "Programms zur Kennzeichnung jüdischer Friedhöfe auf dem Gebiet der Republik Polen" die Arbeiten zur Wiederherstellung der Erinnerung an den jüdischen Friedhof in Zasieki abgeschlossen. Im vergangenen Jahr wurde eine neue Umzäunung vorgenommen, und heute wurde eine Gedenktafel angebracht, die einen QR-Code enthält, der auf die Website des Portals zabytek.pl weiterleitet. Im Rahmen der weiteren Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Brody und dem NID ist eine Bestandsaufnahme der Matzevot sowie eine Übersetzung der Inschriften geplant. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden auf der Website des jüdischen Friedhofs von Zasieki veröffentlicht.
Frank Heiber - ein Mitglieder in der Forschergruppe "Stolpersteine" fokussiert sich auf das Kaufhaus Loewenstein und die Familie Levy. Er schreibt:
Im Zuge meiner Recherchen zur Familie Levy und deren Kaufhaus Am Marktplatz 2 (W. Löwenstein Nachfolger) bin ich auf die Anzeige im Reichs- und Staatsanzeiger vom 07.09.1940 gestoßen. Dieser gibt die Eintragung der Fa. "Kaufhaus Am Markt Erich Mundt" einschließlich der Errichtung der Zweigstelle in Döbern im Handelsregister am Amtsgericht Forst Lausitz bekannt. Es ist davon auszugehen, und das ergibt sich auch aus anderen Aussagen von Zeitzeugen, dass es sich hierbei um das ehemalige Kaufhaus der Levy's handelt. Frage: Gibt es von diesem "Kaufhaus Am Markt Erich Mundt" Fotos von nach dem September 1940 und andere Belege, Nachweise etc. ?? Ich bin für jede Info dankbar. Frank Heiber frank.heiber@t-online.de
Ein bisschen konte ich in der Sache helfren. Hier ein Bildervergleich: Links noch die Loewenstein Bekrönung auf dem Dach und der Schriftzug auf dem Eingang. Rechts fehlt die Bekrönung. Über dem Eingang lese ich nur einige Buchstaben, die auf "Kaufhaus ..." hindeuten.
Wer kann sich erinnern oder Hinweise geben? Im Rahmen von Recherchen zur ehemaligen Forster Synagoge in der Thumstraße, Ecke Wasserstraße, gegenüber der 'Pfefferkuchendiele', tauchte diese Boden- oder Wandfliese auf. Sie wurde bei den Abrissarbeiten des Gebäudes 1977 sichergestellt. Vor dem Abriss befand sich u.a. die Kinder- und Jugendbücherei in den unteren Räumlichkeiten. Wer kann sich erinnern oder Auskunft darüber geben, ob die Fliesen (ca. 17 x 8 cm) als Wand- oder Fußbodenschmuck verbaut waren?
Für das Stolperstein-Projekt wird hier zu einer weiteren Familie geforscht.
Frank Heiber schreibt dazu: Guten Abend. Ich benötige mal wieder das Schwarmwissen der Forster Geschichtsfreunde. Für das Stolpersteine-Projekt der Stadt Forst, benötige ich Angaben zur Familie von Josef und Johanna Pick. Josef Pick war der Inhaber der Pelzwarenhandlung Fa. Isaak Pick in der Mühlenstr. 24. Nach seinen Tod im Jahr 1916 und dem Tod seiner Frau Johanna im Jahr 1920, übernahm Bruno Pick im Jahr 1921 das Geschäft, welches dann im Jahr 1934 aus dem Handelsgegister gelöscht wurde. In der Todesanzeige von Johanna Pick ist ein Albert Pick (Apotheker) als Hinterbliebener genannt. Albert Pick könnte somit der Bruder von Bruno Pick gewesen sein. Ilse Pick, geboren 1921, ist somit vermutlich die Tochter von Bruno Pick oder Albert Pick, kam im KZ Auschwitz mit 21 Jahren ums Leben. 1. Frage: Gibt es Einträge in den Adressbüchern von nach 1907 zur Familie oder Familien Pick ? 2. Frage: Gibt es Fotos von dem Gebäude Mühlenstr. 24, welche das Geschäft zeigen ? 3. Frage: Gibt es in den Adressbüchern Einträge zu einem Apotheker Albert Pick in Forst ? Ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Gedenken an die Familie Levy Am Samstag, den 21. September 2024 findet in Forst (Lausitz) die erste Verlegung von Stolpersteinen statt, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Um 15:30 Uhr beginnt eine Gedenkveranstaltung in der Aula der Grundschule Mitte, bevor um 17:00 Uhr die Stolpersteine vor der Schule in der Max-Fritz-Hammer-Straße verlegt werden. Die Stolpersteine werden zu Ehren der Familie Levy gesetzt, deren Mitglieder während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und deportiert wurden. Diese Veranstaltung dient nicht nur dem Gedenken an die Opfer, sondern auch der Sensibilisierung der heutigen Generation für historische Verantwortung. Die Stadt Forst (Lausitz) ist stolz darauf, gemeinsam mit der Familie Levy und engagierten Bürgerinnen und Bürgern dieses Zeichen des Erinnerns zu setzen. Die Bürgermeisterin Simone Taubenek wird die Veranstaltung eröffnen und die Bedeutung dieses Gedenkens für die Stadt Forst (Lausitz) hervorheben. "Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Erinnerung an die Opfer lebendig zu halten und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen", betont Simone Taubenek. In der Aula werden zudem Redebeiträge von Pfarrer Simon Klaas sowie zwei Mitgliedern der Familie Levy das Programm gestalten, begleitet von musikalischen Darbietungen. Um 17:00 Uhr beginnt die offizielle Verlegung der Stolpersteine durch den Künstler Gunter Demnig, der das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen hat. Demnig wird eine kurze Ansprache über die Bedeutung der Stolpersteine halten. Im Anschluss werden die Biografien der Familienmitglieder, die durch die Stolpersteine geehrt werden, verlesen.
Besondere Unterstützung erfährt das Gedenken an die ehemaligen jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner durch ein Schülerprojekt der Forster Gutenberg Oberschule. Darüber hinaus beteiligt sich die Konfirmandengruppe der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Region Forst bei der Stolpersteinverlegung mit einem symbolischen Akt des Friedens.
Die Stadt Forst (Lausitz) lädt alle Bürgerinnen und Bürger herzlich ein, an dieser bedeutsamen Veranstaltung teilzunehmen.
Maria Nooke schreibt: Verlegung der ersten vier Stolpersteine in Forst für die Familie Levy. Gerhard Levy, damaliger Inhaber des 1938 entgegneten Kaufhauses Löwenstein am Markt, verstarb nach Haft und Zwangsarbeitslager 1942 in Neuendorf im Sande. Seine Frau Mary wurde nach Auschwitz verschleppt, wo sich 1943 ihre Spur verliert. Die beiden Töchter Ingeborg und Rita kamen 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien und konnten so überleben. 37 Mitglieder der Familie Levy aus Großbritannien, Israel, USA und Spanien wohnten der Verlegung der Stolpersteine bei. Dank an alle, die die Geschichte der Levys recherchiert haben und die heutige Verlegung ermöglichten. Gut für die Stadt Forst, dass die Erinnerung möglich geworden ist.
Simon Klaas schreibt: Was für ein bewegender Moment heute: Nach der Feierstunde in der Aula der Grundschule Forst Mitte, wo auch Pfarrer Simon Klaas gesprochen hat, wurden die ersten #Stolpersteine in #Forst am Eingangstor der Grundschule für die Familie Levy verlegt. Unsere Konfis hatten ihre Zukunftswünsche auf Papierblumen geschrieben und neben den Stolpersteinen 'erblühen' lassen... Und das schönste: Rita Devletian, geb. Levy war mit ihrer erweiterten Familie anwesend. Das Leben hat das letzte Wort!
Zwei weitere Stolpersteine in Forst Die Stadt Forst schreibt dazu:
#9November #WeRemember Gedenken an die Pogromnacht und Stolpersteinverlegung in Forst (Lausitz) Am 9. November fand anlässlich des Gedenkens an die Pogromnacht die zweite Stolpersteinverlegung in der Mühlenstraße 18 Forst (Lausitz) statt. Nach der Begrüßung durch die Bürgermeisterin Simone Taubenek und den Gedenkworten des Pfarrers Simon Klaas erfolgte die Vorstellung der Biografien von Erna Perlich und Ilse Pick durch Hannah Schütze, Projektleiterin Respekt Coaches am Diakonischen Werk Niederlausitz. Schülerinnen und Schüler der Gutenberg Oberschule präsentierten ihr Projekt zur AG Stolpersteine, die von Sozialarbeiterinnen des NIX e.V.- Forst - Lausitz begleitet wurde. In einer kleinen Ausstellung gaben die Jugendlichen Einblicke in das Leben der Familie Perlich/Pick und setzten ein starkes Zeichen gegen das Vergessen. Die Stolpersteine wurden durch Mitarbeitende des städtischen Betriebshofes verlegt, gefolgt von einer emotionalen Kranzniederlegung. Die Veranstaltung bot Raum für Austausch und gemeinsames Erinnern – ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung und zum Gedenken.