Einen freistehenden jüdischen Sakralbau, so wie man sich eine Synagoge landläufig vorstellt, gab es in Forst nie. Das was wir in Forst heute als Synagoge ansehen ist ein Wohnhaus in der Wasserstraße 6, das für die jüdische Gemeinde erworben wurde. In der 1. Etage befand sich ab 1920 eine Synagoge. Einigen könnten diese Räumlichkeiten noch als Stadtbibliothek (um 1970) in Erinnerung sein.
Im Standardwerk „Meissner/Wilking: Zur Geschichte der Juden in Forst“ aus 1998 ist nur die Aufnahme vom Kirchturm aus abgbildet. Andere Fotos oder gar eine Innenaufnahme sind nach meiner Kenntnis nicht veröffentlicht worden. Hier nich der Ausschnitt aus dem o.g. Werk.
Eine kurze Zusammenfassung zur Geschichte der Forster Juden steht hier.
Ein vielleicht nicht ganz so gelungener Beitrag zu archäologischen Untersuchungen 2014 erschien hier.
Besuch auf der jüdischen Begräbnisstätte in Forst-Berge/Zasieki
Kurz vor 1900 errichtete die jüdische Gemeinde eine Begräbnisstätte in der Teuplitzer Straße im Stadtteil Forst-Berge.
Sichtbare Grabanlagen befinden sich nur noch im rechten Teil des Friedhofes. Der älteste erhaltene Grabstein ist aus dem Jahr 1915 (Ballo), der Jüngste von 1936 (Goldschmidt). Acht Grabsteine konnten vor einigen Jahren noch identifiziert werden. Bei den übrigen Grabstellen fehlen die Steine oder sie sind verwittert.
Auch wenn die alte Pfefferkuchendiele und das Schild im Vordergrund steht, soll hier der Fokus auf das Gebäude dahinter gelegt werden.
In diesem Gebäude, im zweiten Stock befand sich der Synagogenraum der Forster Jüdischen Gemeinde.
Danke an Hagen Pusch für das Bild, dass den Bereich Thumstrasse, Wasserstraße kurz vor dem Abriss zeigt.
Sehr gut, dieser Beschluss, zur Erforschung war schon längst fällig. Wenig bekannt ist bis heute aber auch die Tatsache, dass einst einige Forster Privatunternehmer , diese waren teilweise noch nach Beendigung des Krieges mit ihren Läden tätig, von der Enteigung der jüdischen Mitbürger nicht gering profitierten. Vielleicht sollten auch wir hier im Forum mit historischen Beiträgen zur Erforschung beitragen. Bin mal auf eure Meinungen gespannt.
Beim Aufräumen einer älteren SD Karte fand ich diese Aufnahme. Ich hatte sie beim Tag der offenen Tür des Forster Gymnasiums 2017 gemacht. Dort präsentierten Schüler ihre Forschungsergebnisse zum jüdischen Leben in Forst und die Reichsprogromnacht 1938.
Die Uni in Potsdam hat sich in einem Forschungsprojekt nocheinmal mit den jüdischen Friedhöfen in Ostbrandenburg, also östlich der Neiße beschäftigt. Dabei wurde auch nochmal der Friedhof in Forst Berge sehr detaliert erfasst.
Beim Durchblättern eines Forster Adressbuches fand ich kürzlich einen Eintrag - Löwenstein Am Markt 2 -. Was verbarg sich nun hinter diesen Namen? Dazu müssen wir etwas in die Geschichte der Stadt Forst vordringen, in ein trauriges Kapitel der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts:
Am 14. November 1938 berichtete das Forster Tagesblatt, dass das Forster Geschäftsleben nun bald judenfrei sei. Dabei standen zahlreiche jüdische Firmen im Fokus der Nazis, so auch das Kaufhaus des jüdischen Inhabers Löwenstein Nachf. Das Tageblatt schrieb dazu weiter in seinem Beitrag, dass das jüdische Kaufhaus "Löwenstein Nachf." in "arische Hände" gegangen ist. Über zahlreiche Jahre hinweg war das einstige moderne und prachtvolle Kaufhaus der Löwensteins, Einkaufsstätte vieler Forster Bewohner. Mit dem Pogromen an jüdischen Mitbürgern endete das Geschäftsleben des Unternehmen Löwenstein. Bleibt aber die Frage, in welche schmutzigen Hände ging das Eigentum dieser jüdischen Familie? Bei einer Recherche im digitalen Landesarchiv fand ich u.a. zwei Namen Forster Kaufleute, die von der leidlichen Judenverfolgung profitierten. Im Adressbuch von 1939 befindet sich ein interessanter Eintrag. Das "Kaufhaus Markt 2" steht dort ohne Firmennamen und Inhaber, aber "zufälligerweise" gleich unter dem Inserat von "Otto Broschman"......
Fotos: Archiv JS Berlin /Fotograf/Verlag unbekannt
Ergänzung:
In den vergangenen Wochen habe ich zum Projekt "Jüdische Einwohner und deren Schicksale" ausgiebig recherchiert. So konnte ich zahlreiche Daten (Namen und Wohnanschriften) von den einstigen jüdischen Mitbürgern ausfindig machen. Heute nun der erste Teil:
Jüdische Bürger Forst/Lausitz Teil I
Markowicz, Erich Gerberstr. 3 1937 Emigration
Milch, Abraham Lothringerstr. 3 1942 Deportation Warschauer Ghetto
Pinner, Willy Amtstr. 33 1938 KZ Sachsenhausen
Steowenzyck, Karola Promenade 1 1942 Deportation Warschauer Ghetto
Steowenzyck, Felix Promenade 1 1942 Deportation Warschauer Ghetto
Steowenzyck, Dietrich Promenade 1 1942 Deportation Warschauer Ghetto
Treitel, Hans Moltkestr. 8 1942 KZ Buchenwald
Familie Warschauer, Lothringerstr. 7 /Moltkestr. 8 KZ Theresienstadt, KZ Ausschwitz
Weisz, Oskar Gubener Str. 1 1943 Theresienstadt
Anmerken möchte ich dazu, dass ich vorerst nur die Personen mit konkreter Wohnanschrift erfasst habe. Weitere Personendaten folgen.
[b]Ergänzung Teil II[/b]
Chon, Erich & Helene Berliner Str.1
Chon , Leonhard Cottbuser Str. 13 KZ Sachsenhausen
Chon, Johanna Cottbuser Str. 13
Glas, Burkhard & Johanna Berliner Str. 11
Holstein, Wilfried 1942 KZ Neugamme
Klajin, Abraham Karl-Str. 15 1938 KZ Sachsenhausen
Klajin, Ester Karl-Str. 15 1942 Ghetto Warschau
Kajin, Frieda Karl-Str. 15 1942 Ghetto Warschau
Kajin, Maria Karl-Str. 15 1942 Ghetto Warschau
Librowski, Itta Moltkestr. 8/14 1942 Ghetto Warschau
Danke für den ergänzenden Beitrag, lieber Frank. Ich denke mal, dass der Inhaberwechsel (Levy) noch vor den Progromen erfolgte und der neue Inhaber ebenso jüdischer Abstammung war. Vielleicht finde ich noch etwas über das weitere Schicksal der Familie Löwenstein.
In den nächsten Tagen werde ich hier eine Namensliste von einigen ehemaligen jüdischen Bürgern aus Forst einbringen, deren Leidensweg in der Deportation endete.
Krzysztof Bausa veröffentlichte auf der FB-Seite „Zasieki i okolice - Poznajmy Nasze Dzieje“ (Zasieki und die Region - Lernen wir unsere Geschichte kennen) die Liste mit 22 Männern, die 1938/39 in das KZ Sachsenhausen kamen. Die Liste ist im Stadtarchiv Forst vorhanden und im Arolsen-Archiv online gestellt.