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Ein Grabstein in der Sakristei, ein 400. Geburtstag und das älteste Porträt einer Forster Persönlichkeit - Superindendent Martin Canabaeus
Im November jährt sich der 400. Geburtstag vom Superintenden Martin Canabaeus. Sein Grabstein befindet sich etwas versteckt in der Forster Stadtkirche. Nun hat Jürgen Meissner vom der Forster Kirchengemeinde ein Porträt dieses Mannes gefunden. Es entstand 1677. Nach meiner Einschätzung ist es damit das älteste Porträt einer Forster Persönlichkeit.
Hier ein Artikel von J. Meissner übernommen aus dem Gemeindeblatt "Begegung" Juni-August 2023
Ein Grabstein in der Sakristei, und ein 400. Geburtstag In der St. Nikolaikirche befindet sich in der Sakristei eine große steinerne Grabplatte. Sie wurde im Jahre 1908 bei Bauarbeiten im Fußboden der Sakristei entdeckt und hat in der Wand eine neue Stelle gefunden. Sie erinnert an den Forster Superintendenten Martin Canabaeus, der im 17. Jahrhundert fast 40 Jahre in Forst gelebt hat, und in einer Gruft unter der Sakristei seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Die lateinische Inschrift umreißt in kurzen Worten seinen ganzen Lebenslauf:
„Ruhestätte des Hochwürdigen Herrn Martinus Canabaeus aus Spremberg in der Lausitz, einst sieben Vierteljahre Subdiakon in Peitz, danach 25 Jahre Diakon in Forst, zuletzt 14 Jahre Superintendent von Forst und Pförten, insgesamt 40 Jahre Diener der Kirche, Vater von 14 Kindern, Stiefvater von drei Kindern und Großvater von drei Enkeln, ist er im Glauben an Jesus Christus im Jahre 1690 am 5. Februar im Alter von 66 Jahren und drei Monaten friedlich gestorben, und seiner sehr ehrbaren ersten Ehefrau Anna Crueger aus Peitz mit etlichen Kindern, und schließlich seiner sehr ehrenhaften zweiten Gattin Barbara Catharina Petermann aus Ortrand. Mögen sie in Frieden ruhen!“
Der Forster Superintendent Johann Siegmund Heinsius (1694-1766) berichtet 1758 in seinem „Historischen Entwurf von dem Religions- und Kirchenwesen zu Forst in der Niederlausitz“ nicht viel mehr. Er weiß, dass Canabaeus am 9. November 1623 in Spremberg geboren wurde und dass er etliche Schriften verfasst hat, neben Leichenpredigten auch eine Brandpredigt unter dem Titel „Der in 97. Jahren viermal abgebrannten Stadt Forst Mosaische herzliche Bitte zu Gott aus Psalm 90,14 – 18“, die 1687 in Guben gedruckt wurde. Heinsius erwähnt auch ein „Katechismus-Examen“, das 1677 in Dresden im Oktavformat veröffentlicht wurde und den stattlichen Umfang von ̧über 800 Seiten hat. Dieses Buch hat die Zeiten überdauert und ihm verdanken wir es, dass ein Porträt des Autors erhalten geblieben ist. Alle anderen Schriften sind bis auf eine Leichenpredigt von 1670 zum Tod von Margaretha Lorentzin, der Frau des Forster Pfarrers Samuel Lorentz, verloren gegangen. Das gilt auch für die beiden Leichenpredigten, die anlässlich des Todes von Martin Canabaeus veröffentlicht wurden und uns wahrscheinlich noch mehr aus seinem Leben berichtet hätten. Einen Satz zu Canabaeus hat aber Heinsius noch aufgeschrieben, als er den ersten Teil des Forster Kirchenbuches neu einbinden ließ und dabei ein Verzeichnis der Forster Superintendenten hinzufügte: „Dn. Martinus Canabaeus a. 1676 Deo dirigente post Joh. Festum Pastor et Superintendens legitime vocatus“ zu Deutsch: „Herr Martin Canabaeus, 1676 durch Gottes Fügung nach dem Johannisfeste zum Pastor und Superintendenten rechtmäßig berufen.“