Der Name Friedrich Sommer fiel mir auf, als ich einige Seiten von seinem Werk "Die volkstümlichen Redewendungen in und um Forst in der Niederlausitz" zur Kenntnis bekam. Auf Seite 9 unterschieb er mit Friedrich Sommer São Paulo. Das Werk ist an sich schon recht interessant aber was hat Friedrich Sommer mit "São Paulo" und Forst zu tun?
Eine Biografie, die anlässlich des 80. Geburtstages von Friedrich Sommer im Jahr 1953 erschien, gibt Auskunft über einen weiteren Forster (siehe auch Paul M. Marko), der in der Ferne sein Glück machte aber seine Heimat nicht vergaß.
... Am 26. Juni 1873 zu Forst in der Nieder-Lausitz geboren, fühlte er sich, wie aus einem seiner Briefe hervorgeht, halb als Märker, halb als Schlesier, zumal die Eltern aus Schlesien, die Grosseltern aus Glatz stammten. Im Jahre 1889, mit dem Abschlusszeugnis der Höheren Schule zu Forst in der Tasche, wandte sich der Jüngling dem Bankwesen zu und trat im Cottbus eine Stellung im Bankgeschäft an. In jenen Jahren war besonders den Schlesiern Brasilien längst kein allzufremdes Land mehr. Berg – und Hüttenfachleute waren in den Jahren um 1820 bis 1830 in großer Zahl nach dieser Neuen Welt ausgewandert, hatten geschrieben, waren auch zum Teil wieder zurückgekehrt, hatten berichtet, Gutes und Schlechtes, so dass sich in den weiteren Jahrzehnten manche Fäden nach Brasilien spannen. Im Jahre 1893 finden wir Friedrich Sommer auf der Reise nach Brasilien und dort, bald nach seiner Ankunft, als Angestellten in der Maschinenfabrik der Comp. Arens, Jundiaí, im Staate São Paulo. Auf unzähligen Geschäftsreisen lernte er Land und Leute, deren Sitten und Gebräuche kennen, traf auch gar oft auf hier und da ansässig gewordene Landsleute, deren Schicksal und Ergehen ihn beeindruckte. Nach einigen Jahren zog es den Junggesellen nach dem heimatlichen Forst zurück, wo er die Lebensgefährtin fand. Der Mate hatte es ihm angetan, denn während der nun folgenden Kaufmännischen Tätigkeit in Deutschland zählte er zu denen, die den „Mate-Tee“ in der Heimat einführten und bekannt machten. Wieder ging er in die Ferne. Im Jahre 1905 ist er Besitzer einer Mate-Pflanzung in Paraguay, lernte dort andere Leute, andere Sitten kennen. Wieder in Brasilien, wo F. Sommer in den Jahren 1912 bis 1925 Prokurist, dann stellvertretender Direktor und schließlich Direktor des „Banco Alemão Transatlântico“ in São Paulo ist. In dieser Zeit lernte er Argentinien und Chile kennen. Dann folgen zwei Erholungsjahre in Deutschland, wo er sich lange Zeit in Büdingen, Oberhessen, aufhält, da dort der eng mit ihm befreundete Prof. Dr. Hermann von Ihering wohnt, dem São Paulo und Brasilien so viel verdankt. Bereits in jener Zeit hatte er starken Gefallen an der Erforschung der deutschbrasilianischen Geschichte gefunden, einer kulturellen Tätigkeit, die ihn mehr und mehr erfüllte. Der Aufenthalt in Deutschland wurde zu rastlosem Quellenstudium. Immer wieder zog es den Wanderer nach der Heimatstadt Forst, immer wieder auch nach Brasilien, wo wir ihn im Jahre 1927 in São Paulo antreffen. Wir finden ihn an der Spitze kulturellerer, wirtschaftlicher und Wohlfahrts-Vereinigungen. Seine Erfahrenheit, sein Wort gelten viel im Kreise der Landsleute. In viele Jahren vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges ist er Bankdirektor, Berater und Leiter der Deutschbrasilianischen Landwirtschaftlichen Genossenschaft und stellt seine Kenntnisse den Landwirten zur Verfügung. Im Jahre 1934 schreibt William Hoffmann im „Ühle-Kalender“ aus Anlass des sechzigsten Geburtstages unseres heute Achtzigjährigen: „Friedrich Sommer ist einer der Hüter unserer Geschichte, der Geschichte der Deutschen in Brasilien. Er gehört zu denen, die im Stillen und ohne viel von sich reden zu machen, viel, sehr viel für die Allgemeinheit getan haben... Niemals aber wird sich solche Arbeit, mit so hoch gesteckten Zielen in bezug auf unser Deutschtum in São Paulo und Brasilien wohl besser verkörpern als in Friedrich Sommer.“ In den Jahren des zweiten Weltkrieges finden wir ihn als eifrigen Mitarbeiter im Hans-Staden-Institut. Er schuf dort sein unfangreichstes Werk, die „Geschichte der deutschen Einwanderung in São Paulo“. Zwar hat Friedrich Sommer sich seit zwei Jahren in den „Ruhestand“ auf Morro Alto in Piedade zurückgezogen; aber auch dort kann er die Arbeit nicht lassen. Er ist nun dem Früh-Deutschtum in Brasilien auf der Spur und gelegentlich der Vierhundertjahrfeier der Stadt São Paulo dürfen wir von die bisher von ihm erschienenen Arbeiten krönen wird. Es ist hier nicht der Platz, alle Werke des Mannes zu nennen, der aus Liebe zur Sache Geschichtsforscher war. Außer einer Anzahl hervorragender Bücher, Biographie und Schriften über das Deutschtum in Brasilien finden sich hunderte aufschlussreicher Veröffentlichungen, mit dem bescheidenen Zeichen F. S. oder Friso versehen, ein deutschgedruckten Zeitungen, Kalendern und Jahrbüchern, Beiträge, die uns in ihrer Gesamtheit „unsere Geschichte“ so anschaulich vermitteln, dass jeder Leser dem körperlich und geistig noch immer rüstigen Wächter auf hoher Warte in Dankbarkeit verbunden bleibt.
Quelle: Kuchenbecker, Luiz. Friedrich Sommer, der deutsch-brasilianische Geschichtsschreiber. In: Brasil-Post. São Paulo, 26.06.1958, p.5.
Die Informationen, dass der Forster Friedrich C. Sommer (1873-1957) bedeutenden Anteil an der Bekanntmachung und Verbreitung des Mate-Tees in Deutschland hat, verdichten sich.
Hier einige Anzeigen aus den Jahren 1903-1905
Darüber hinaus fanden sich auch weitere Informationen, die dies bestätigen.
DER TROPENPFLANZEK,ZEITSCHRIFT FÜR TROPISCHE LANDWIRTSCHAFT. 8. Jahrgang. Berlin, Januar 1904. Nr. 1. Das einzige Import- und Versandhaus für echten Paraguaytee in Deutschland ist das von Friedr. C. Sommer in Forst i. Lausitz, zugleich Verkaufsstelle für Yermeth und Yerbin. Diese Firma hat sich um die Bekanntmachung und Verbreitung von Yerba-Mate bereits große Verdienste erworben und scheut weder Opfer noch Mühe, um diesem so vorzüglichen Getränk die ihm gebührende Würdigung zu verschaffen.
In einer weiteren Aufzeichnung war noch dieses zu finden: Durch Vermittlung der Firma C. Sommer in Forst ging dem Komitee des Kolonial Wirtschaftlichen Institutes eine größere Menge keimfähiger Samen zu, welche an Regierungsstationen und Versuchsgärten in den Kolonien (Togo, Kamerun, Deutsch-Ostafrika) verteilt wurden.