Die berühmte Zeppelin-Landung am 24. August 1913 ist ausführlich im Forster Jahrbuch 2007 von Hagen Pusch behandelt worden. Ein ähnliche Bild schaffte es auch auf den Titel dieses Jahrbuches.
Der Unterschied der beiden Bilder dürfte sein, dass Dein Bild den tatsächlichen Moment des Überfluges zeigt, während das Motiv auf dem Jahrbuch sehr stark nach Retusche riecht.
Ich habe mal meine AK-Sammlung „durchforstet“ und diese Ansichtskarte auch gefunden. Rückseitig steht der Stempel von „Foto Hampe“. Georg Hampe machte diesen Schnappschuss vermutlich aus seinen Atelier oder auch Wohnhaus in der Cottbuser Straße 31. Später hatte hier die Fotofamilie Michael vor dem Krieg ihr Atelier. Das ist 1945 dann verloren gegangen. Der alte Herr Michael erzählte mir um 2007 noch eine interessante Geschichte dazu. Nachdem die Familie nach dem Krieg wieder nach Forst kam, hatten sie erfahren, dass die noch zu gebrauchenden Fotoplatten aus Glas abgewaschen wurden und angeblich in die Kirchenfenster in Heinersbrück eingebaut wurden.
Beim letzten Geschichtsstammtisch zu 110 RUGA kam natürlich auch die Zeppelin-Landung am 24. August 1913 nicht zu kurz. Manfred Geisler las unter anderem einen Bericht aus dem Forster Tageblatt.
Hier ein paar Auszüge:
Forst in Erwartung. Das prächtige Freitagswetter, das uns in diesem Sommer so wenig beschieden war, hat sich zur rechten Zeit eingestellt. Der günstige Witterungsumschwung am Ende der vorigen Woche, wie wir ihn nicht besser wünschen konnten, ließ uns mit völliger Bestimmtheit die versprochene Ankunft des stolzen Zeppelinkreuzers erwarten. Welch ein Verkehr war daher an dem so sonnigen Sonntagsmorgen, an dem uns ein blauer Himmel wie selten zuvor lachte, auf unserem Bahnhof schon in aller Frühe zu beobachten! Wohl kaum hat unsere Stadt einen solchen Fremdenzustrom früher je gehabt. Hunderte von Fremden entstiegen bereits den Frühzügen, um unsere Ruga und die Hansa zu sehen. So selbstverständlich und gewiß auch das Erscheinen des Luftschiffes erwartet wurde, mit Spannung blickte man doch nach dem Turme unserer Stadt; denn dort sollte am Vormittag eine Fahne das große Ereignis bestimmt verkünden. Endlich konnte man das Zeichen sehen und auch die angesagten Extrablätter lesen. Nur ein paar Worte und doch so inhaltsschwer und bedeutungsvoll, daß sie von keinem Vorrübergehenden unbeachtet gelassen wurden. Und kurz nach Mittag schon hielt es keinen mehr, der es nicht mußte, zu Hause. Die heiße Sonne ertrug man recht gern und geduldig, zumal nach so vielen regnerischen Tagen. In unabsehbaren Scharen strömten die Menschen alle nach dem einen gemeinsamen Ziele hin; wohl noch nie sah man so viele Autoomnibusse, Wagen, Kraftfahrzeuge stets gut besetzt auf allen den bekannten Wegen fahren wie gestern. Und wie viele Tausende waren bereits lange vor dem Eintreffen der „Hansa“ auf dem weit ausgedehnten Landungsplatze! die Felder und Wiesen von den Ufern des Mühlgrabens bis zu den Waldungen der Koyneschen Alpen waren dicht erfüllt mit den unzähligen Fremden und hiesigen Einwohnern. Wohin das Auge reichte, sah man alle Dächer der Häuser mit Menschen besetzt. Alle Wege, Wiesen und Felder außerhalb des angesperrten Platzes waren mit ungeheuren Menschenmassen bedeckt. Die Stadt war in den Nachmittagsstunden wie ausgestorben. Jeder, der es irgendwie ermöglichen konnte, war draußen. Und welch eine fröhliche Stimmung! War es doch hier wider Erwarten bequem und gemütlich. Fliegende Restaurants im Schatten des Mühlgrabenufers lockten unwiderstehlich zu einem labenden Trunk ein, den man sich bei der lieben heißen Sonne nicht entgehen ließ. Duftige Heuhaufen auf dem Wiesenplane winkten so einladend, und es dauerte nicht lange, so waren alle als Ruhestätten eingerichtet, und man sah nur fast überall auf dem trockenen Boden fröhlich plaudernde Gruppen sitzen, die sich aufs beste die Zeit zu vertreiben suchten. Dazu spielte die Stadtkapelle so manche schöne Weise auf dem Platze. Der festgelegte Zeitpunkt, an dem die „Hansa“ eintreffen mußte, rückte immer näher heran; voller Ungeduld sah mancher nach dem Wasserturm; denn dort sollte ja das Herausstecken einer Fahne das Nahen des Luftschiffes anzeigen. ¾ 4 Uhr! Richtig flattert die Fahne! Im Nu richtet sich alles auf! 10 Minuten vor 4 Uhr! Rechts vom Wasserturm ist deutlich der lichte Luftschiffkörper am Horizont erkennbar. Die „Hansa“ schwebt auf den Landeplatz zu. Jetzt ist fieberhaftes Leben in die gewaltigen Zuschauermassen eingekehrt! Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt man alle die sicheren Bewegungen der „Hansa“. Langsam macht sie eine Linksschwenkung nach der Stadt zu. Einige Augenblicke später rückt das Luftschiff in erhabener Ruhe und Sicherheit immer näher gegen den Landungsplatz heran. Nun kann man die Gondeln und die Passagierkabine unterscheiden. Das Geräusch der Propeller wird hörbar. In ihrer ganzen Größe und Schönheit schwebt die „Hansa“ über dem Landungsplatz, macht eine Linksschwenkung, umkreist die Ruga und kehrt rechts zum Landungsplatz zurück. Die Musik setzt ein, immer näher rückt der Riesenbau des Luftschiffes heran, jetzt steht ein Propeller still, mit wundervoller majestätischer Ruhe senkt es sich immer tiefer. Wie schimmernde Seide leuchtet die helle Hülle des Tragkörpers. Jubelnde anhaltende Begeisterung der ungeheuren Menschenmenge löst sich aus. Feuerwehrleute eilen zu dem Luftschiff und halten es fest, bis es ganz still auf dem Boden steht. Die Fahrgäste steigen aus und werden jubelnd begrüßt. Eine bewundernswerte Haltung zeigt das Publikum. Das ganze Polizeiaufgebot unserer Stadt, die Gendarmerie der Umgebung von Forst, die drei Löschzüge unserer Feuerwehr und die Koyne’sche Wehr, außerdem eine Menge von Zivilpersonen sind mit der Aufrechterhaltung der Ordnung betraut, doch sie haben alle einen leichten Dienst. Ihre Tätigkeit dem Publikum gegenüber braucht nirgends zur Geltung zu kommen. Alles wickelt sich in schönster Ruhe und Ordnung bis zur Abfahrt, die leider wegen der zunehmenden Gewitterschwüle bald erfolgen mußte, ab.
Nachweislich sind ja auch Forster Bürger mit dem Zeppelin aus Potsdam nach Forst gefahren und andere Passagiere dann auch wieder zürück nach Potsdam. Bisher konnte noch nicht ermittelt werden, was eine solche Fahrt gekostet hat. Hat jemand Ideen dazu?