Im Forster Adressbuch 1939 wurde über umfangreiche Straßenumbenennungen im Stadtgebiet Forst sowie in Keune, Noßdorf, Eulo Scheuno und Domsdorf informiert.
Der Hintergrund dafür war weniger ein ideologisches Anliegen der NS-Zeit. Diese hatten schon einige Jahre früher eingesetzt. So wurde z.B. der Rathenau-Platz mit dem Weberbrunnen zum Adolf-Hitler-Platz, der Friedrich-Ebert-Platz vor dem Finanzamt in Berge zum Horst-Wessel-Platz und der Lindenplatz zum Platz der SA.
Vielmehr war eine ganz andere Entwicklung der Grund für eine erneute größere Umbenennung von Forster Straßennamen. Die Stadt wuchs nämlich und die Dörfer Keune, Noßdorf, Eulo, Scheuno und Domsdorf wurden aus dem Landkreis Sorau herausgenommen und dem eigenständigen Stadtkreis Forst zugeschlagen.
In der 2004 erschienenen Chronik von Keune kann man diese interessante Passage lesen. „Seit 1897 war Forst eine kreisfreie Stadt, die im 20. Jahrhundert eine bedeutende Rolle in der deutschen Textilindustrie spielte. Bis 1940 hatte es sechs Eingemeindungen mit steten Bevölkerungswachstum gegeben. 1938 gehörten zum Stadtgebiet 1512 Hektar. In ihm lebten 37 884 Einwohner. Das bedeutet 25 Einwohner lebten auf einem Hektar des Stadtgebiets. In vergleichbaren Städten kamen 12 Einwohner auf einen Hektar. Daraus wird deutlich, dass Forst zur Zeit des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges zu wenig Raum zur Weiterentwicklung besaß. Daher bemühten sich die Stadtverwaltung bei der Provinzialregierung um die Eingemeindung der umliegenden Dörfer Eulo, Noßdorf, Keune, Domsdorf und Scheuno in den Stadtkreis Forst. Am 23. Februar 1940 fasste das Preußische Staatsministerium den Beschluß über die Änderung der Grenzen des Landkreises Sorau und den Stadtkreis Forst. Dieser Beschluss trat am 1. April 1940 in Kraft. und das Forster Tageblatt vom gleichen Tag würdigte dieses Ereignis mit der Schlagzeile: Endlich Luft und Raum für Forst.“ Die meisten der schon 1939 bekannt gemachten Straßenumbenennungen haben mit Sicherheit die Eingemeindungen der fünf Dörfer als Begründung. Insbesondere mussten die durch neue hinzugekommenen Dörfer nun mehrfach vorhandenen Straßennamen neu geregelt werden.
Was an der Stelle jedoch offen bleibt ist die die o.g. Information, dass es zwischen 1897 und 1940 schon sechs Eingemeindungen nach Forst gab. Mir fällt da nur Berge 1897 und evt. Altforst ein. Welche Eingemeindungen sollten das sonst noch gewesen sein?